Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.

Gutes Sehen: Den ganzen Menschen im Blick haben

07-2023 | Kinder, Familie

In dieser Artikelserie stelle ich Menschen vor, die mit viel Liebe und Leidenschaft das Leben unserer Kinder verbessern. Nach den bedrückenden Ereignissen des Jahres 2020/21 ist mir umso mehr aufgefallen, wie viel Gutes es doch auf dieser Welt gibt – und dass es bei allen erschütternden Nachrichten auch immer Helden gibt, die sich direkt ins Geschehen stürzen, um gerade den kleinen Menschen in unserer Mitte zu helfen.

Diese Alltagshelden haben manchmal Arztkittel an, manchmal schreiben sie (noch) mit Kreide auf Tafeln und manchmal nennen wir sie ‚Mama‘. Doch bei allen Unterschieden haben sie eines gemeinsam: Eine unermüdliche Leidenschaft dafür, Kindern mit viel Liebe zu begegnen und die Welt und ihre Zukunft damit ein Stückchen besser zu machen.

Und noch eine Eigenschaft haben sie gemein: Alle stutzten, als ich ihnen den Titel dieser Serie nannte und entgegneten: „ Ich sehe mich eigentlich gar nicht als Held, denn ich tue doch nur meine Arbeit.“ oder die Mütter sagten „… ich bin doch kein Held, nur weil ich für mein Kind das Beste will und mir wünsche, dass es glücklich ist. Das ist doch normal!“

Natürlich ist das für einen Held für kleine Herzen „normal“, doch was wäre das kleine Herz ohne tatkräftige Unterstützung?

Teil 2

Unserer nächster Held: Dr. med. Thomas Katlun 

In seiner Praxis in Heidelberg behandelt Dr. med. Thomas Katlun Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem ganzheitlichen Ansatz, der neben der direkten Verbesserung gesundheitlicher Probleme auch die Möglichkeiten aufzeigt, die trotz einer Erkrankung entstehen können.

Das Interview mit ihm bringt die ein oder andere unerwartete Antwort hervor und ist sehr aufschlussreich. Bestimmt ist in diesem Gespräch auch die eine oder andere interessante Anregung für dich dabei.

Einführung

» Dr. Katlun, sehen Sie sich als Held für kleine Herzen?

Dr. Katlun: Nein, Helden sind für mich Menschen, die Außergewöhnliches leisten. In unserer Praxis machen wir einfach unsere Arbeit so gut wie möglich und haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene immer als Menschen in Ihrer Gesamtheit im Blick.

» Wie helfen Sie mit Ihrer Arbeit, das Leben von einem Kind zu verbessern?

Dr. Katlun: Oft müssen wir erst einmal versuchen, dem Kind die Angst vor Veränderungen zu nehmen, die zum Beispiel durch das Tragen einer Brille entstehen können. Zudem versuchen wir, mit Kindern und Eltern zusammen zu arbeiten, um ihnen die Möglichkeiten zu zeigen, die sich trotz Erkrankungen für sie bieten.

» Was liegt Ihnen inhaltlich besonders am Herzen?

Dr. Katlun: Bildung, Gesundheit und Wohlbefinden stehen in einem nachgewiesenen Zusammenhang. Für mich sind diese drei Dinge alle gleich wichtig – und es gilt, jeden Patienten und jede Patientin dort abzuholen, wo er oder sie steht. So kann jedem Menschen individuell geholfen werden, auch wenn alle Bereiche eigentlich gleich wichtig sind.

Gutes Sehen: Den ganzen Menschen im Blick haben 1

Bild von Brian Holmes

Sehprobleme bei Kindern erkennen

» Wann entwickelt sich die visuelle Fähigkeit? Klar, wir kommen nicht blind zur Welt, doch sehen Babys anders als Erwachsene oder ältere Kinder?

Dr. Katlun: Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass das Sehen schon sehr früh im Leben vorhanden ist, auch zum Beispiel das Farbsehen. Was sich im Nachgang entwickelt ist der Vorgang, dass das Gesehene auch verarbeitet, wie zum Beispiel wiedererkannt oder benannt werden kann.

Es gibt das periphere Sehen für das Seitenblickfeld, welches zuerst vorhanden ist, und das zentrale Sehen, das sich danach entwickelt. Das Akkommodieren, die natürliche Fähigkeit Dinge in unterschiedlichen Entfernungen sehen zu können, ist angeboren und kommt nur sehr selten nicht vor.

» Gibt es eine Altersgruppe, in der die Kinder am häufigsten mit Problemen zu Ihnen kommen?

Dr. Katlun: Im Alter bis zu 2 Jahren ist es häufig ein erstes Screening. Im Alter zwischen 6 und 8 Jahren führen eher die ersten Schulprobleme zu uns in die Praxis und ab der weiterführenden Schule geht es meist um die Sehschwächen in der Ferne. Eine Beratung folgt dann den Befunden und wir passen unsere Fragestellungen an, um jeder Person helfen zu können.

» Woran kann es liegen, dass Probleme entstanden sind?

Dr. Katlun: Darauf gibt es leider keine einfache und allgemeine Antwort. Es zählt immer die individuelle Situation. So kann es sein, dass Ursachen angeboren sind oder es ist auch möglich, dass gewisse Probleme durch einen ungeeigneten Lebensstil ungünstig verstärkt werden, wie beispielsweise zu wenig Sport oder zu viel Bildschirmzeit.

» Anhand welcher Merkmale könnten Eltern merken, dass ihre Kinder nicht so sehen, wie sie sollten?

Dr. Katlun: Dies kann sehr unterschiedlich sein. Wichtige Zeichen sind zum Beispiel Kopfschmerzen, Reiben und Zwinkern sowie zusammenkneifen der Lider. Auch ein unerklärlicher Leistungsabfall in der Schule kann ein Signal sein. Wir empfehlen auch den bestätigenden Gang zur Augenärztin oder zum Augenarzt, wenn eine Ergotherapie oder andere Therapien durchgeführt werden sollen.

Bei cerebral* bedingten Erkrankungen wie LRS, Autismus und AD(H)S erleichtert optimales Sehen die Gesamtsituation, zum Beispiel mit Hilfe einer Brille für die Schule oder das Lesen. So benötigt das Kind dann weniger Energie für das Erreichen der besten Sehleistung und ist insgesamt zufriedener.

 

*cerebral = das Großhirn betreffend

Lernprobleme durch Sehstörungen?

» Welche körperlichen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Mensch lesen lernt?

Dr. Katlun: Zum Lesen lernen gehört erst einmal ein ausreichend guter Visus – das bedeutet, dass Sehstärke und Sehschärfe richtig vorhanden sind. Doch natürlich können auch Menschen mit einer Sehleistung von wenigen Prozent mit Hilfe von sehvergrößernden Hilfen das Lesen lernen – hier muss eben nur die richtige Unterstützung gegeben werden. Das eigentliche Sehen (Visus) kann durch Brille oder Kontaktlinsen verbessert oder erleichtert werden.

Die zweite Voraussetzung ist dann natürlich die kognitive* Verarbeitungsmöglichkeit und auch hier ist die richtige Unterstützung des Kindes durch Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen äußerst wichtig.

Doch wichtig ist es auch im Kopf zu behalten, dass nicht jeder Mensch und nicht jedes Kind gerne liest! Jedem sollte sein eigenes Entwicklungstempo gelassen werden. Ist jedoch keine Entwicklung sichtbar oder hat das Kind im Vergleich zu den anderen Jungen oder Mädchen deutliche Schwierigkeiten, sollte der Kinderarzt oder Augenarzt aufgesucht werden, um Unterstützungsmöglichkeiten zu finden.

*kognitiv: bewusste und unbewusste Vorgänge, die bei der Verarbeitung externer und interner Vorgänge ablaufen. Dazu gehören Erkennen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken, Vorstellen, Handlungsplanung und Kommunikation. Kurz gesagt: die geistige Leistungsfähigkeit.

» Wie können Eltern die Sehfähigkeit ihrer Kinder unterstützen?

Dr. Katlun: Während die Ernährung natürlich eine wichtige Rolle bei der gesamten Entwicklung des Menschen spielt, gibt es für die Augen oder das Sehen in den ersten Lebensjahrzehnten momentan keine medizinisch begründeten Anhaltspunkte, dass zum Beispiel Karotten die Sehfähigkeit direkt verbessern würden.

Auch das Thema Sehtraining beispielsweise funktioniert nur mit einer gründlichen augenärztlichen Untersuchung vorher, inklusive Weittropfen der Pupillen. Mit dem Sehtraining kann man in bestimmten Fällen durchaus eine Verbesserung der Wahrnehmung erreichen, jedoch ist es nicht möglich, den besten Visus zu steigern.

Aus unserer Sicht ist erst einmal die Förderung und Forderung aller Sinne (Hören, Tasten, Riechen, Schmecken, Sehen und Gleichgewicht) wichtig und legt gute Grundlagen auch für die Entwicklung von Sehen und Verarbeiten.

Und eine große Bitte: lassen sie Ihre Kinder sich mindestens 2 Stunden täglich an der frischen Luft, draußen, ohne digitale Medien bewegen. Dazu wären natürlich auch mehr Sport und Bewegung in der Schule wünschenswert.

» Wie gehen Sie mit den schlechten Nachrichten / dem Schlimmen auf dieser Welt um, was gibt Ihnen die Kraft weiter zu machen und eine Perspektive?

Dr. Katlun: Manchmal wütend sein. Aber oft nur im ersten Moment. Dann ein wenig nachdenken, diskutieren in der Familie und mit Freunden, Sporttreiben. Eine grundsätzliche Dankbarkeit, dass ich zu den bevorzugten Menschen auf dieser Welt gehöre und das Gute in den Menschen da ist, lässt mich ruhig werden.

Und zudem versuche ich den anderen erst zu verstehen, dann mein Urteil zu bilden. Man sollte mit vielen Menschen das Gespräch suchen, man muss ja nicht mit allen deren Ansichten teilen 😉 …

» Herr Dr. Katlun, ich danke Ihnen von Herzen für dieses Interview.

Kennst du auch Menschen, die das Leben unserer Kinder verbessern? Wer ist für dich ein Held für kleine Herzen? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar.

Und wenn auch du einen Beitrag zu dieser Blog Serie durch (d)eine Geschichte leisten möchtest, die vielleicht für andere Eltern die Initialzündung für einen für sie Heilung bringenden Weg sein kann, schreibe mir gerne eine Nachricht.

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Ich bin Silke Krämer.

Kinder- und Jugendcoach Professional, NLP Master und Coach, EMDR Traumatherapeutin und Gymnasiallehrerin

Ich helfe Familien, wenn es Schulstress gibt und daheim die Fetzen fliegen. Außerdem unterstützte ich Mütter und Väter dabei, sich den Herausforderungen des Familienlebens selbstbewusst zu stellen.

Als Trainerin für Reflexintegration helfe ich deinem Kind, damit ihm die Schule bei Konzentrations­schwächen, Lern- und motorischen Problemen leichter fällt.

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