Integrativer Kindergarten: Engagiert und liebevoll durch den Kindergartenalltag.
In dieser Artikelserie stelle ich Menschen vor, die mit viel Liebe und Leidenschaft das Leben unserer Kinder verbessern. Nach den bedrückenden Ereignissen des Jahres 2020/21 ist mir umso mehr aufgefallen, wie viel Gutes es doch auf dieser Welt gibt – und dass es bei allen erschütternden Nachrichten auch immer Helden gibt, die sich direkt ins Geschehen stürzen, um gerade den kleinen Menschen in unserer Mitte zu helfen.
Diese Alltagshelden haben manchmal Arztkittel an, manchmal schreiben sie (noch) mit Kreide auf Tafeln und manchmal nennen wir sie ‚Mama‘. Doch bei allen Unterschieden haben sie eines gemeinsam: Eine unermüdliche Leidenschaft dafür, Kindern mit viel Liebe zu begegnen und die Welt und ihre Zukunft damit ein Stückchen besser zu machen.
Und noch eine Eigenschaft haben sie gemein: Alle stutzten, als ich ihnen den Titel dieser Serie nannte und entgegneten: „ Ich sehe mich eigentlich gar nicht als Held, denn ich tue doch nur meine Arbeit.“ oder die Mütter sagten „… ich bin doch kein Held, nur weil ich für mein Kind das Beste will und mir wünsche, dass es glücklich ist. Das ist doch normal!“
Natürlich ist das für einen Held für kleine Herzen „normal“, doch was wäre das kleine Herz ohne tatkräftige Unterstützung?
Unsere nächste Heldin: Karin, Erzieherin in einem integrativen Kindergarten.
Integrativer Kindergarten: In diesem Interview erhältst du einen spannenden Einblick in den Alltag einer Erzieherin. Das Interview gibt dir Impulse für dich und deine Kinder mit, die du selbst vielleicht umsetzen kannst oder damit (deine) Kinder noch besser unterstützen kannst.
» Weshalb sind Sie eine Heldin für kleine Herzen?
Karin: Zunächst habe ich mich nicht als Held in meiner Arbeit bezeichnen wollen, aber je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr konnte ich mich mit dem Wort Held, im Zusammenhang mit „für kleine Herzen“, identifizieren.
Jedes einzelne Kind trägt etwas Wunderbares in sich, denn, es ist ein Geschöpf ganz unterschiedlich von allen anderen menschlichen Geschöpfen die es gibt und schon gab!
Es ist für mich ein Geschenk, diese Geschöpfe, diese kleine Herzen Tag für Tag und das drei bis vier Jahre lang, zu begleiten in derer Entwicklung. So gesehen gleicht kein Tag dem anderen, denn jeden Tag gibt es für die Kinder wieder Neues; neue Freude, neue Herausforderungen.
Ich als erwachsene Frau mit einer gewissen Lebenserfahrung darf mich stets wieder neu auf Kinderhöhe befinden. Mit meinen Hintergründen, mit meinen Freuden, mit den Herausforderungen vor denen ich stehe in meinem Leben. Die Kinder haben ihre Sorgen, Ängste, Trauer und die sind ernst zu nehmen!
Es ist schnell gesagt, „das ist nicht so schlimm“, aber für ein Kind ist es schlimm, wenn zum Beispiel das Kleid nass wird oder es im Kreis nicht neben einem bestimmten Kind sitzen kann. Ich nehme das Kind ernst mit seiner Trauer, mit seinen Ängsten, mit seinem Frust und mit seinen Freuden.
» Wie sind Sie zu Ihrer Arbeit in einem integrativen Kindergarten (anstatt in einem herkömmlichen Kindergarten) gekommen?
Karin: Ich bin Erzieherin und Sozialpädagogin und habe die Ausbildung und das Studium in den Niederlanden gemacht. Ich bin aus privaten Gründen nach Deutschland gekommen und habe mich „der Einfachheit halber“ in Kindergärten beworben, was ich zuerst nie vorhatte zu tun.
Doch um die Sprache besser zu lernen, hat mir das enorm geholfen. Ich bin damals (2003) schon in Frankfurt am Main bei der Lebenshilfe gelandet. Ich konnte zwischen zwei Einrichtungen wählen und habe mich direkt für den Kindergarten bei der Lebenshilfe entschieden. Dort war damals eine Gruppe von 15 Kindern, davon 5 mit Sonderförderbedarf.
Mir hat es dort schon sehr gut gefallen und als ich nach Heidelberg umgezogen bin, stand für mich fest, entweder wieder bei der Lebenshilfe zu arbeiten oder was ganz anderes zu suchen. Dieser Wunsch bei der Lebenshilfe zu arbeiten wurde erfüllt und somit bin ich schon wieder seit 12 Jahren in der Pusteblume der Lebenshilfe Heidelberg.
» Was macht die Arbeit in einer integrativen Gruppe so besonders?
Karin: Das ist eine ganz besondere Frage und ich könnte vielleicht fast schon ein Buch darüberschreiben.
Die Arbeit in einer integrativen Gruppe ist sehr wertvoll. Ich habe schon so viele wunderbare Sachen erlebt! Ja, auch herausfordernde, aber das Schöne überwiegt!
In meiner Gruppe habe ich 16 Kinder, davon sind 4 Kinder mit erhöhtem Förderbedarf und 12 sogenannte Regelkinder. Mittlerweile ist es so, dass viele Kinder, sowohl die mit, als auch ohne Sonderförderbedarf, aus unserer inklusiven Krippe kommen. Somit haben die meisten Kinder schon eine inklusive Erfahrung gemacht.
Die Kinder in diesem Alter haben selten bis nie Berührungsängste zu Kindern, die anders sind und manchmal werden sie als gar nicht anders wahrgenommen.
Es ist wunderbar zu sehen, zu hören, wenn ein Kind mit Sonderförderbedarf von einem anderen Kind genauso begrüßt wird wie jedes andere Kind, wenn die Kinder sich im Morgenkreis wahrnehmen, sich aussuchen miteinander zu Tanzen, zu Spielen!
Es ist so besonders, wenn wir im Adventskreis einander eine Kerze schenken und kein Kind ausgelassen wird.Die Kinder sind so aufmerksam, wer war schon dran und wer noch nicht! Das erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, sowas miterleben zu dürfen!
Rückblicke
» Gibt es eine Geschichte, an die Sie sich gerne zurückerinnern, bei der Ihre Arbeit besonders wertvoll war?
Karin: Ich habe viele besondere Momente mit Kindern erlebt, aber eine Geschichte möchte ich hier hervorheben.
Als L. schon 4 war, kam er zu uns in die Gruppe, weil er in seinem alten Kindergarten nicht bleiben konnte. Er war dort quasi herausgeworfen worden. Ich habe sehr mit diesem Kind mitgefühlt und gespürt, dass dieses Kind sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit bräuchte. Auf sehr intensive Weise habe ich ihn begleitet.
Er hat am Anfang sehr viel geschrien, er konnte sich nicht auf etwas einlassen. Ich bin immer in seiner Nähe geblieben und habe ihn nicht für sein Verhalten bestraft. Ganz im Gegenteil, ich habe gesagt, dass ich ihn verstehe, weil er zurück wollte zu seinem alten Kindergarten. Dann sprach er von Sachen, die nicht alle verstanden haben, aber dadurch, dass ich im gleichen Ort wohnte, konnte ich mit ihm darüber reden und das hat ihm sehr geholfen, sich mir gegenüber zu öffnen.
So habe ich ihn 2,5 Jahre begleitet – mehr als intensiv – mit Höhen und Tiefen. Sein Lächeln hat immer ein Lächeln in mein Gesicht gezaubert, dafür haben seine Schreiattacken mich auf dem Rückweg nach Hause auch viele Tränen und Energie gekostet. Dennoch war eine leichte Veränderung spürbar.
Ich wusste, dass ich ihn am Ende der Kindergartenzeit gehen lassen musste und ich ihn nicht länger auf seinem Weg begleiten kann. Ich konnte mir ausmalen, dass es sehr schwierig werden würde in der Schule. In den letzten Tagen vor den Sommerferien haben wir die Abschiedsbriefe für die Vorschulkinder vorgelesen. Ich hatte einen Brief für ihn geschrieben, worin stand, was für ein toller Junge er ist und dass sein Lächeln so schön sei und ….. Er hörte zu und sog alles wie ein Schwamm in sich auf.
Als ich fertig war mit lesen, fragte er mich sofort, ob ich das nochmals vorlesen könnte! Später, wenn er selber lesen kann, hoffe ich, dass er das noch oft lesen wird und zurück denken kann an eine schöne Kindergartenzeit.
Beim Sommerfest habe ich ihm seine Schultüte mit Bagger überreicht und ihm gesagt, dass wir ihn nicht vergessen werden! Da sagte er, so dass jeder es hören konnte „ich werde dich auch nicht vergessen!“ Das war das schönste Geschenk, das ein Kind mir jemals gemacht hat. Wer weiß, welchen Samen ich in dieses Kind legen konnte und der später hoffentlich mal blühen wird!
Wenn ich dann im Spiel zwischen den Kindern in Rollenspielen beobachte oder höre, wie die Kinder untereinander sprechen, dann höre ich uns Erwachsene: Sie spielen das, was sie bei uns sehen und hören!
» Gibt es eine Geschichte, bei der Sie klar erkannt haben, dass das Kind hätte besser unterstützt werden können, doch das nicht möglich war? Wenn ja, was behinderte Ihre Arbeit?
Karin: Ja, auch solche Geschichten gibt es leider. Direkt ein Jahr nach L, kam ein Mädchen zu uns in die Gruppe. Auch sie war sehr schwierig in ihrem Verhalten. Es gab keine Diagnose.
Mehr und mehr kamen wir an unsere Grenzen, denn wir hatten den Eindruck, sie nicht zu erreichen. Wir haben die ganze Situation in der sich das Kind befand als sehr schwierig empfunden und wünschten uns eine psychologische Beratung für die Eltern und eine Behandlung für das Kind und auch eine Beratung für uns. Dies hat sich als sehr schwierig herausgestellt.
Angeblich hatten die Eltern Hilfe in Anspruch genommen, aber waren hiermit nicht zufrieden. Auch hier habe ich sehr viel Energie reingesteckt, allerdings mit weniger „Erfolg“. Als sich herausstellte, dass das Kind von der Schule noch ein Jahr zurückgestellt werden sollte, waren wir mit unseren Nerven schon am Anschlag. Dies haben wir auch im Team kommuniziert.
Die Eltern wünschten sich in der Zeit wieder einen Wechsel in ihre alte Gruppe (die aber nicht als solche wieder sein würde). Wir fühlten uns wie Versager. Wir sprachen noch darüber, ob dies nun wirklich eine gute Lösung für das Kind sein würde. Einerseits hätten wir es nicht noch ein Jahr kräftemäßig gepackt, andererseits wollten wir es auch nicht einer anderen Gruppe und somit den Kolleginnen aufdrängen. An diese Stelle haben wir uns gefragt, ob eine kinderpsychiatrische Behandlung sinnvoller gewesen wäre. Dies ist im Kindergartenalter wohl noch sehr schwierig.
Hier fühlte ich mich sehr alleine, denn die Hilfe, die wir benötigt hätten an Beratung und Unterstützung hat einfach gefehlt und hat auch im Jahr darauf in der anderen Gruppe gefehlt.
» Welche Voraussetzungen sind besonders wichtig für ein gesundes und glückliches Kinderleben?
Karin: Eine gute, starke und gesunde Bindung zwischen Eltern und Kind beginnend in der Schwangerschaft!
Dass es geliebt wird, so wie es ist! Dass ein Kind angenommen wird, so wie es ist! Dass das Kind fühlt, es ist gewollt! Dass ein Kind erfährt, dass es gut ist!
Dass es gesund ernährt wird, dass es genug Bewegung hat, dass die Eltern dem Kind Vertrauen schenken und es so auch andere Vertrauensbeziehungen aufbauen kann.
Wenn die Bindung zwischen Kind und Eltern stark ist, können die Eltern dem Kind Stärke vermitteln.
Integrativer Kindergarten: Gesellschaftliche Vorurteile?
» Wie sehen Sie gesellschaftliche Vorurteile gegenüber integrativen Kindergärten und Schulen? Was sind die Vorteile und ggf. Nachteile?
Karin: Integration ist in der Krippe und im Kindergarten gut zu leben. Allerdings braucht es auch genügend gutes und geschultes Personal.
Im integrativen Kindergarten gibt es viele Vorteile! Alle lernen voneinander und nicht „nur“ das Kind mit Behinderung von einem Kind ohne Behinderung! Kinder lernen viele soziale Fähigkeiten, zum Beispiel Geduld zu haben, wenn ein Kind nicht so schnell oder etwas noch nicht so gut kann. Sie lernen mit Stärken und Schwächen umzugehen und Freude an den kleinen Dingen zu haben, welche die Kinder erlernen.
Sie lernen, dass jedes Kind wichtig ist und seinen Platz hat. Sie erleben Unterschiede und lernen diese zu akzeptieren und anzunehmen. Sie lernen, dass jedes Kind angenommen wird – so wie es ist. Und sie lernen, dass jedes Kind seinen eigenen, individuellen Weg hat zu lernen.
Im Kindergarten habe ich es bisher sehr selten erlebt, aber von Schulen, an denen es Inklusionsklassen gibt, gehört, dass Eltern von nicht behinderten Kindern Angst hatten, dass die Kinder mit Behinderung die anderen ablenken. Dazu kann ich selbst wenig sagen, denn hier kommt es sehr auf die Behinderungsform an. Sicherlich haben auch Lehrer*innen großen Respekt vor dem Unterrichten in integrativen Klassen, denn sie sind oftmals nicht ausreichend geschult.
Es ist für Eltern von Kindern mit Behinderung auf jeden Fall eine sehr schwierige Entscheidung, auf welche Schule und in welcher Form sie ihr Kind einschulen können. Und nicht nur die Wahl der Schule ist eine große Frage, zusätzlich wartet auf die Eltern die ganze Bürokratie vorab, die sehr arbeits- und zeitintensiv ist.
Schon mehr als einmal habe ich von ehemaligen Kindergartenkinder aus meiner Gruppe gehört, dass sie, nach einer inklusiven Einschulung, nach einer gewissen Zeit dann doch zu einer „Sonderschule“ (SPBZ) gewechselt haben.
» Was bringt den Kindern in ihrem alltäglichen Umfeld gerade am meisten Freude?
Karin: Die kleinen Highlights in einem normalen Alltag! Das können Erdnüsse beim Snack am Nachmittag sein, eine Turnstunde oder der Schwimmunterricht, eine Malaktion oder auch der Besuch in der Kinderwerkstatt sein.
Es kann auch die Begleitung von einem Kind zur Physiotherapie sein. Es kann ein intensives Spiel sein. Eine Handpuppe oder eine „Spielfigur“, die ein bestimmtes Thema oder Projekt für eine gewisse Zeit in der Gruppe begleitet.
Es kann aber auch das Vorlesen eines Buches sein. Das Spielen im Flur. Das Gespräch mit der Erzieherin. Das Quatsch machen mit den Erwachsenen.
Bild von tolmacho
» Was hat Sie zu Beginn Ihrer Arbeit überrascht / ist anders als erwartet?
Karin: Je mehr Arbeitserfahrung ich habe, umso lebendiger und vielseitiger wird die Arbeit. Am Anfang meiner Berufszeit kam mir öfters mal der Gedanke: „Tag ein, Tag aus, Monat für Monat und Jahr für Jahr immer die gleichen Sachen, wie zum Beispiel Bastelarbeiten zu machen und die gleichen Lieder zu singen. Streitereien unter Kinder, Ausflüge und Feste, wiederholen sich immer.“ Wenn man es so betrachtet, stimmt das in gewisser Weise natürlich auch. Doch die Kinder, die Kolleginnen, die Umstände, die persönliche Entwicklung, usw., sind immer anders und das macht dann auch die Arbeit abwechslungsreich.
» Was würden Sie jemandem raten, der sich für Kinder einsetzen möchte und nicht weiß, wo er anfangen soll oder in welchem Bereich er oder sie das gerne tun würde?
Karin: Ich würde der Person raten, diverse Praktika in verschiedenen Bereichen, in denen mit Kindern gearbeitet wird, wie im Kindergarten, Krippe, Schule, Ergotherapie-Praxis, Hort, Kinderturnen, etc. zu machen.
Tipps für Eltern
» Was möchten Sie gerne Eltern mitgeben? Was können Sie jungen Eltern mitgeben, die diesen Artikel lesen.
Karin: Jedes Kind hat eine individuelle Entwicklung. Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen Kindern. Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl! Es muss nicht alles so laufen, wie es in einem Ratgeber steht.
Reden Sie mit Ihrem Baby schon während der Schwangerschaft, aber auch nach der Geburt. Auch wenn es noch nicht versteht, was Sie erzählen, ist es dennoch wichtig für die Sprachentwicklung. Lassen Sie Ihr Kind so oft wie möglich auf dem Boden liegen, auch in Bauch- und Seitenlage. Machen Sie Babygymnastik. Gehen Sie viel mit Ihrem Kind raus.
Lassen Sie Ihr Kind sich in seinem Tempo entwickeln. Das bedeutet, dass es krabbelt, wenn das Kind so weit ist, dass es anfängt zu laufen, wenn das Kind soweit ist, ganz ohne Gehhilfen und Laufwagen, usw.
Und falls Sie merken, dass Sie an Ihre Grenzen stoßen oder mit Fragen herumlaufen, oder Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, dass etwas nicht stimmt, dann scheuen Sie sich nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen. Machen Sie sich stark für Ihr Kind!
Seien Sie für Ihr Kind ein Beispiel, denn Kinder lernen durch Nachahmung. Darum hat unser Vorbild einen großen Einfluss auf das Kind.
Der Schriftsteller Pearl S. Buck drückt das so aus: „Wenn Sie Ihren Kindern unbedingt etwas geben wollen, dann geben Sie ihnen ein gutes Beispiel.“
Der chinesische Philosoph Konfuzius hat es so formuliert: „Erzähle es mir – und ich werde es vergessen, Zeige es mir – und ich werde mich erinnern, Lass es mich tun – und ich werde es behalten.
Haben Sie den Mut bereit zu sein an sich selbst zu arbeiten, um Kindern ein gutes Beispiel zu sein.
Kinder dürfen auch Grenzen erfahren. Wichtig ist es, sie ihnen zu erklären. Es gibt überall Regeln und Grenzen. Denn Kinder, die in einem sozialen Umfeld mit überschaubaren Grenzen aufwachsen, haben erwiesenermaßen weniger Angst. Sie entwickeln mehr Vertrauen in sich und ihre Umwelt und werden so auch konfliktfähiger.
» Welche Möglichkeiten Sehen Sie, dass Eltern und Erzieherinnen zusammen an einem Strang ziehen?
Karin: Eltern sind die Experten für ihre Kinder! Die Erzieherinnen haben eine Ausbildung, manchmal ein Studium, machen Fortbildungen in verschiedenen Bereichen und haben mehr oder weniger Berufserfahrung. Wichtig in der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erziehrinnen, finde ich, dass es eine gegenseitige Wertschätzung gibt und dass es in der Zusammenarbeit um das Wohl des Kindes geht.
Es geht nicht darum, dass wir als Erziehrinnen etwas besser wissen oder jemand belehren wollen, sondern vielmehr darum, dass wir die Kinder viele Stunden am Tag in einer anderen Umgebung beobachten und erleben. Wir sehen, wie es sich entwickelt oder wo die Entwicklung stockt. Ich habe nie die Absicht defizitorientiert zu bewerten, sondern unser Ziel ist es, das Potenzial eines jeden Kindes zu sehen und ihm die Möglichkeit zu geben, dass es in seinem vollen Potenzial leben kann.
Für mich sind regelmäßige Entwicklungsgespräche eine optimale Möglichkeit. Wir berichten den Eltern von unseren Beobachtungen und im Gespräch merken wir, ob diese mit den Beobachtungen der Eltern, übereinstimmen. Hinzu kommen die „Tür und Angel“-Gespräche. Diese empfinde ich ebenfalls als sehr wichtig. Dabei muss es noch nicht einmal immer um das Kind gehen. Sondern hier habe ich die Möglichkeit, mit den Eltern in Kontakt zu treten, um sich besser kennen zu lernen.
Eine weitere Möglichkeit ist eine Hospitation von einem Elternteil in der Gruppe. Und auch Hausbesuche sind oftmals sehr hilfreich für alle Beteiligten.
» Wo stoßen Sie an Ihre Grenzen, was frustriert Sie bei Ihrer Arbeit?
Karin: Wenn wir als Erzieherinnen in Elterngespräche schwierige Dinge ansprechen, z.B., wenn wir uns nicht vorstellen können, auf Grund unserer eigenen Beobachtung und Erfahrung mit dem Kind, dass das Kind noch nicht eingeschult werden soll (abgesehen davon, dass wir das sowieso nicht entscheiden) und die Eltern das nicht annehmen können und eine ganz andere Wahrnehmung haben.
Oder auch, wenn unsere Anliegen nicht angenommen werden, z.B. was ein gesundes Frühstück angeht.
Es passiert auch, dass wir immer die gleichen Eltern an Dinger erinnern müssen, seien es Unterschriften oder sonstige Dinge. Das ist sehr frustrierend. Also, eigentlich eher die Arbeit mit den Eltern, wenn sie nicht gut läuft, als die mit den Kindern.
Ich möchte nicht noch die Eltern „miterziehen“.
» Was würden Sie sich für die Kinder in Zukunft wünschen?
Karin: Das immer mehr Erwachsenen, seien es Eltern als auch Pädagogen, sich mehr bewusst werden, wie sie mit Kindern umgehen und welche negative und positive Folgen unser Umgang mit den Kindern hat.
Die Art der Kommunikation, die Art der Wertschätzung und Anerkennung. Sodass immer mehr Kinder das Glück erfahren dürfen, dass sie angenommen, gewollt und geliebt werden, so wie sie sind. Dass sie mehr positive Erlebnisse habe, auch in der Schule. Dass das, was richtig war, unterstrichen wird, statt immer auf Fehler hinzuweisen. Dass Kinder in ihren Stärken gestärkt werden und bei den Dingen, in denen sie sich noch schwertun, die nötige Unterstützung bekommen. Dass Lernen mehr mit Bewegung kombiniert wird! Und das weniger bewertet wird.
Und ich wünsche mir, dass die Kinder sich so entwickeln können, dass sie zu glücklichen Menschen werden, die wissen, dass sie etwas bewegen können, weil sie stark sind!
» Karin, ich danke Ihnen von Herzen für dieses Interview.
Du möchtest noch weitere Helden für kleine Herzen kennenlernen?
Hier kannst du Teil 1 & 2 nachlesen:
Mit Liebe und Geduld zu einer glücklichen Familie
Tirza hat als Mutter eines Sohnes mit neuro-psychiatrischen Problemen einen langen Weg des Lernens hinter sich. Ihre Geschichte ist dennoch aufmunternd für uns alle
Gutes Sehen: Den ganzen Menschen im Blick haben.
Augenarzt Dr. med. Thomas Katlun behandelt in seiner Praxis in
Heidelberg Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem ganzheitlichen Ansatz.
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Ich bin Silke Krämer.
Kinder- und Jugendcoach Professional, NLP Master und Coach, EMDR Traumatherapeutin und Gymnasiallehrerin
Ich helfe Familien, wenn es Schulstress gibt und daheim die Fetzen fliegen. Außerdem unterstützte ich Mütter und Väter dabei, sich den Herausforderungen des Familienlebens selbstbewusst zu stellen.
Als Trainerin für Reflexintegration helfe ich deinem Kind, damit ihm die Schule bei Konzentrationsschwächen, Lern- und motorischen Problemen leichter fällt.
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