Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.

So lernt unser Gehirn am besten: Der Trick mit allen Sinnen.

12-2020 | Jugendliche, Kinder, Konzentration, Lesen und Schreiben, Schule und Lernen

Möglicherweise hast du dich schon einmal gefragt, warum sich bestimmtes Wissen oder so manche Erlebnisse aus deiner Schulzeit besonders gut in deinem Gehirn verankert haben? Woran das liegt und wie du diesen Mechanismus dazu nutzen kannst, dein Kind optimal beim Lernen zu unterstützen, verrate ich dir in diesem Artikel.

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Bild von Prawny

Wir lernen über Gefühle

Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, dass Erinnerungen sehr starke Emotionen in uns hervorrufen können. Diese Gefühle hängen eng mit unseren Sinnen zusammen und so kann ein bestimmtes Bild, ein Geruch oder ein Geschmack uns sofort in lang vergangene Situationen zurückversetzen.

Auch für Erinnerungen aus der Schulzeit gilt das: an Gelerntes können wir uns dann auch Jahrzehnte später noch erinnern, wenn der Inhalt mit einem bestimmten Ereignis in unserem Lieblingsfach oder zum Beispiel einem komischen Merkspruch verknüpft war.

Im Zusammenhang damit möchte ich jetzt über ein ebenso alltägliches wie kompliziertes Thema schreiben: das Lernen. Gerade in der Schulzeit, wenn man als Kind eben nun einmal lernen muss, ist es von großem Vorteil, wenn sowohl Eltern als auch Kinder wissen, wie Lernen am besten funktioniert.

Den Lernstoff ganzheitlich erfahren

Ich persönlich erinnere mich hierfür gerne an ein Beispiel aus meiner eigenen Schulzeit: Ganz genau weiß ich nämlich noch, welche Bilder ich gemalt habe, als unsere Musiklehrerin in der zweiten Klasse die ‚Moldau‘ von Bedrich Smetana abspielte und uns zu der Musik den Inhalt der einzelnen Stücke erzählte. Ich kann mich an die Stromschnellen erinnern, an die Bauernhochzeit, an den ruhigen Bachlauf durch den Wald und daran, wie die Moldau schlussendlich ins Meer fließt.

Dieses Ereignis ist, obwohl es so lange zurück in der Vergangenheit liegt, fest in meinem Kopf verankert – weil ich es mit allen Sinnen erlebt habe.

Und darin liegt auch der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen: weil ich mich damals in der Situation komplett wohlgefühlt habe und wusste, dass meine Leistung nicht mit Druck erzeugt werden muss, konnte ich mich voll und ganz auf meinen Lernauftrag konzentrieren und all meine Fähigkeiten ausnutzen.

Genau diese Art und Weise wie ich gelernt habe, hat dafür gesorgt, dass sich der Lernstoff nachhaltig in mein Gehirn geprägt hat. Wenn du deinem Kind (oder natürlich auch dir selber) also ermöglichen möchtest, dass es seine/ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen und so gut wie möglich lernen kann, gibt es einige Tipps, die dabei unterstützen.

Entspannt lernt sich’s einfach besser

Generell ist eine entspannte Grundatmosphäre wichtig, um bestes Lernen zu erlauben.

Das gilt einerseits natürlich für die körperliche Umgebung: Schaffe einen gemütlichen Ort, an dem man bequem länger und in Ruhe sitzen kann und wo bei Bedarf zum Beispiel Musik mit Alphawellen läuft.

Und andererseits sollte auch die emotionale Umgebung eine positive Grundeinstellung zum Lernen erlauben: nach einem Streit zu lernen oder im Liebeskummer Konzentration zu finden, ist nahezu unmöglich. Das Gehirn schwirrt in diesen Fällen oft überall herum (nur nicht dort, wo es sein soll) und der Lernstoff wird schnell zu einer weiteren Last.

Nutze alle deine Sinneskanäle zum Lernen

Wenn diese ersten Bedingungen gegeben sind, gibt es noch weitere Tricks die dem Gehirn dabei helfen können, sich Dinge zu merken.

Hier kommen die sogenannten VAKOG-Kanäle ins Spiel: das Gehirn kann man Visuell, Auditiv, Kinästhetisch, Olfaktorisch und Gustatorisch anregen. Hinter diesen ganzen komplizierten Wörtern verstecken sich eigentlich nur unsere fünf Sinne: das Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken.

Wenn wir also unseren Lernstoff nicht nur auswendig lernen, sondern ihn uns wirklich einprägen wollen, dann hilft es enorm wenn andere Sinne mit angesprochen werden.

Damals in der zweiten Klasse, als die Lehrerin uns erlaubte, der Musik und ihren Erzählungen zu zuhören und diese dann in visuelle Bilder weiterzuverarbeiten, haben wir genau dieses Prinzip genutzt – und Jahrzehnte später kann ich mich noch genau an das Gelernte erinnern.

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Bild von Ibrahim Özdemir

Erforsche alle Kanäle zu deinem Lernthema

Es hilft also enorm, den Lernstoff mit allen Sinnen zu erfassen. Im Fach Biologie kann das bedeuten, dass man sich bei der Beschäftigung mit Bienen deren Summen vorstellt und Bilder ansieht, wie sie fleißig ihren Honig in den Waben herstellen.

In Geschichte könnte man sich Szenen im alten Rom ausmalen, wie Cäsar in seiner Toga vor dem Senat Reden schwingt.

Für Englisch könnte man sich in den Cornershop aus dem Englischbuch reinbeamen, bis man die Fish and Chips fast selber schmecken kann.

Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt und all dies hilft dem Gehirn dabei, das Gelernte zu verknüpfen und in der Erinnerung zu behalten.

Leichter Vokabeln und Rechtschreibung lernen

Wenn beim Vokabellernen und anderen sprachlichen Aufgaben wie zum Beispiel Rechtschreibung Schwierigkeiten bestehen, kannst du gemeinsam mit deinem Kind die Augen schließen und ihr könnt euch vorstellen, dass ihr Wörter mit schwierigen Buchstaben in bunten Farben an eine weiße Wand malt oder die schwierigen Stellen farbig absetzt.

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Auch kann es helfen, das schwierige Wort rückwärts in einzelnen Buchstaben abzulesen und sich so mit dem Aufbau des Wortes zu beschäftigen.

Bei Lernwörtern lassen sich tolle Bilder erfinden: das Wort Sammelbiene zum Beispiel, mit seinen zwei ‚M‘ in der Mitte, lässt sich viel einfacher merken, wenn man sich ein Bienchen mit zwei Sammeltaschen für seine Pollen vorstellt, in der es jeweils ein ‚M‘ trägt.

Und Vokabeln bleiben gleich besser im Kopf, wenn sie mit einem gerappten, gesungenen oder geklopften Rhythmus oder anderen Gesten gelernt wurden.

An das jeweilige Alter angepasst können lustige oder merkwürdige Eselsbrücken und Merksprüche auch super funktionieren – ich erinnere mich hier an ein lustiges Beispiel meines badischen Englischlehrers, der in der Grammatikstunde sagte: ‚If und Would, du gehsch kaputt‘, um uns zu verdeutlichen, dass im Englischen auf ein ‚if‘ nicht direkt ein ‚would‘ folgen darf.

Lernen funktioniert also am besten, wenn der Lernstoff mit möglichst vielen Sinnen erfasst wird. Mit einer entspannten Grundstimmung und einer positiven Einstellung lässt sich dann so manche Hürde meistern und schwierige Dinge finden endlich ihren Platz im Kopf!

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Ich bin Silke Krämer.

Kinder- und Jugendcoach Professional, NLP Master und Coach, EMDR Traumatherapeutin und Gymnasiallehrerin

Ich helfe Familien, wenn es Schulstress gibt und daheim die Fetzen fliegen. Außerdem unterstützte ich Mütter und Väter dabei, sich den Herausforderungen des Familienlebens selbstbewusst zu stellen.

Als Trainerin für Reflexintegration helfe ich deinem Kind, damit ihm die Schule bei Konzentrations­schwächen, Lern- und motorischen Problemen leichter fällt.

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1 Kommentar

  1. Madeleine

    Super Ideen dabei und genauso habe ich den „Osterspaziergang“ zu Ostern spazierend gelernt Danke für die Anreize, jetzt sollte diesen Blog noch so manch Lehrer_in finden und dann wären wir schon einen grossen Schritt in die richtige Richtung unterwegs

    Antworten

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