Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.

Kinder und Konzentrationsprobleme

03-2022 | Kinder, Konzentration, Schule und Lernen

Als Eltern sehen wir das Thema Konzentration bei unseren Kindern häufig als Problem, das eine Lösung braucht: Es dauert ewig, bis Hausaufgaben gemacht sind (wenn sie denn überhaupt gemacht werden…), alltägliche Aufgaben wie Ranzen packen bereiten größte Schwierigkeiten, oder es kommt sogar Feedback von Außenstehenden, wie beispielsweise Lehrer/-innen, dass das Kind im Unterricht immer wieder abdriftet oder nicht mitarbeitet.  All das kann verständlicherweise sogar die entspanntesten Eltern unruhig werden lassen.

Kommt dir das bekannt vor? Dann kann dir der folgende Blogbeitrag helfen: Nicht etwa mit einem Therapie-Ratgeber, der alle auf dem Markt existierenden Ansätze beleuchtet, sondern dadurch, erst einmal in Ruhe alle Hintergründe zu beleuchten. Denn vielleicht ist es ja sogar so, dass ein Kind nicht nicht kann, sondern aus guten Gründen gar nicht können will

Ich möchte alle, die jetzt hellhörig geworden sind, dazu ermutigen die Situation neugierig und ohne Angst zu beobachten!

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Wie zeigt sich das Problem mit der Konzentration

Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat sich zu konzentrieren, sehen Eltern oder Lehrer sich oft in der Pflicht, sehr viel Geduld und Aufmerksamkeit in die alltägliche Begleitung zu investieren. Es muss jemand bei den Hausaufgaben nebendran sitzen, immer wieder muss an Kleinigkeiten erinnert werden und alles wird zur Ablenkung – zur Not auch das Zwirbeln der eigenen Haarspitzen.

Die Erwachsenen im Umfeld eines solchen Kindes kommen eindeutig zu der Schlussfolgerung:

Mein Kind KANN sich nicht konzentrieren! Und dann: ICH muss meinem Kind helfen und eine Lösung für dieses Problem finden.

Der gängige Weg zu mehr Konzentration

Oft folgt auf diese Erkenntnis dann die Suche nach einer geeigneten Maßnahme und damit ein endloses Abklappern vieler Stationen. Von Logopädie, Ergotherapie, Psychotherapie, bis hin zu Neurofeedback, Lateralisationstraining, Körpertherapie, Medikinet oder Ritalin Behandlungen, Braingym, Kinflex, Reflexintegration, Visualtraining, LRS-Training, Motopädik, Sensomotorik, und AD(H)S Testung ist da oft alles dabei.

So überwältigend wie diese Liste klingt, ist auch die Erfahrung. Die Eltern wünschen sich nichts sehnlicher, als Entlastung – dass sich ihr Kind besser konzentrieren kann und die Schule endlich kein ständiges, negatives Thema im Familienalltag mehr ist.

Für ein Kind bringt dies viele intensive Testverfahren mit sich. Ohne dass die Eltern dies möchten, beinhaltet all das auch ein konstantes in-Frage-stellen des Selbstwertgefühls des Kindes: häufig kommen dann solche Sätze auf wie »ich bin dumm, immer werde ich nur angemeckert, es wäre besser, mich gäbe es nicht, ich kann das nicht, …«

In diesem emotionalen Dschungel ist es wirklich schwer, das zu finden was dem Kind hilft. In vielen Fällen kann es also sinnvoll sein, zuerst außerhalb der empfundenen ‚Konzentrationsschwäche‘ nach Ursachen zu suchen und der grundlegenden Frage nachzugehen, ob sich ein Kind nicht konzentrieren KANN, weil es körperlich dazu nicht in der Lage ist, oder ob es noch andere Gründe geben könnte.

Die Detektivarbeit vor der Therapie: Welche Fragen sollten bei Problemen mit der Konzentration vorab geklärt werden?

Bevor also Zeit, Geld und – vielleicht am wichtigsten – Energie in Therapien und Trainings investiert wird, sollten folgende Fragen geklärt sein:

Verhalten des Kindes

  • Wie zeigt es sich, dass sich das Kind nicht konzentrieren kann?
    Ist es unruhig, muss es aufstehen, ist es wütend, was genau frustriert es? Wie äußert sich diese Konzentrationsschwierigkeit?
  • Kann sich das Kind in anderen Bereichen konzentrieren und dabei beispielsweise relativ ruhig sitzen? Ist also vielleicht beim Lego Bauen, Computerspielen, Lesen, Hörspiel hören alles in Ordnung, nur beim Thema Schule geht es nicht?
  • Macht das Kind alleine (Haus-) Aufgaben? Wenn nein, warum nicht und seit wann ist das so?

Umgebung des Kindes

Hier können alle Personen wichtige Informationen geben, die das Kind in der Anforderungssituation erleben.

  • Wann und wo werden Hausaufgaben gemacht? Ist die Umgebung dem Kind angepasst? Denn manche lernen lieber mit Hintergrundrauschen, andere brauchen es still und können sich nur konzentrieren, wenn sie alleine in einem Raum sind.
  • Was machen Eltern für „schöne“ Dinge mit dem Kind? Liegt der Fokus im Alltag immer auf der Schule und wird auch während der Mahlzeiten überwiegend über nicht erledigte Aufgaben, anstehende Arbeiten und Schule im Allgemeinen gesprochen?
  • Wie sieht der sonstige Alltag aus (Ernährung, Schlaf, Stress wie z.B. (unbewusster) hoher Leistungsdruck, mangelnde körperliche Fitness, Medienkonsum)? Bestehen die Probleme immer oder nur an manchen Tagen?
  • Kann es sein, dass es sich um Vermeidungsstrategien handelt? Dass das Kind also z.B. lange Hausaufgaben macht, um nicht mit anderen Kindern spielen zu müssen, die es ärgern?

Außerhalb

  • Wie war die Schulkarriere der Eltern, wie haben sie Schule erlebt? Es ist wichtig, sich ins eigene Kind hinein zu versetzen und einen anderen Blickwinkel einzunehmen.
  • Könnte die häusliche Situation das Kind belasten? Wird oft gestritten? Oft ist Sensibilität (auch bei taktilen Reizen) auf Stress und Negativität im sozialen Umfeld zurückzuführen.
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Bild von Francais

Andere Aspekte und Indikatoren zur Unterstützung der Konzentration

Altersabhängig kann man von einer Konzentrationsschwäche ausgehen, wenn ein Kind sich in KEINEM Bereich länger als 15 Minuten konzentrieren kann.

Als Faustregel gilt: »Zwei Mal das Alter« mit einer Pause dazwischen

Das ist die mögliche Spanne der Konzentration eines Kindes – ein Zehnjähriger sollte sich also zwanzig Minuten konzentrieren, mit einer kleinen Pause dazwischen.

In vielen Fällen jedoch kann das Kind sich auf andere Dinge gut konzentrieren. Hier ist es unglaublich wichtig, dem Kind keine Bockigkeit und Unwillen zu unterstellen, sondern sanft herauszufinden, woher diese ‚Schul-Blockade‘ kommt. Es könnte sein, dass das Kind genau den Anforderungen nicht gewachsen ist, die das Lernumfeld an es stellt: Die Fähigkeiten, die man zum Lego bauen braucht sind eben andere, als diejenigen, die in der Schule gefordert sind. Die vielen Reize eines Schultages, das Schreiben, Lesen, stillsitzen, sich auf einem Arbeitsblatt zurechtfinden, mündliches Wissen auf Papier bringen, von der Tafel abschreiben, Gehörtes verarbeiten… das liegt nicht jedem und das ist auch in Ordnung so.

Wenn das Kind sich z.B. in anderen Bereichen konzentrieren kann, jedoch beim Abschreiben oder Schreiben schnell ermüdet und leicht ablenkbar ist, könnten körperliche Ursachen sein, wie zum Beispiel noch nicht vollständig integrierte frühkindliche Reflexe. Hierbei spielen sich im Hintergrund Prozesse ab, die Energie verbrauchen und das Kind schneller ermüden lassen. Dies führt dann schlussendlich zur Konzentrationsschwäche. Bei Schwierigkeiten wie einem schwachen Muskeltonus, verkrampfter Stifthaltung, oder visuellen, vestibulären und auditiven Schwierigkeiten, kann ein Reflexintegrationstraining, wie Rexi Rockstars, das Kind positiv unterstützen.

Hier stehe ich gerne immer zu weiterer Beratung zur Verfügung!

Prinzipiell gilt, dass eine gute Unterstützung des Kindes immer individuell und nie schwarz und weiß ist. Selten ist ein klar definierter, einzelner Grund für eine bestimmte Erscheinung verantwortlich. Die gute Nachricht: Kinder können sich generell auf das konzentrieren, was sie mögen. Es gilt also, gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern, einen Weg zu finden, um dem Kind die Freude an etwas näher zu bringen!

Mehr konkrete Hilfsmöglichkeiten bei Problemen mit der Konzentration

Neben den soeben beschriebenen Möglichkeiten kann es sehr hilfreich sein, am Umfeld des Kindes anzusetzen und mit Lehrpersonal, Eltern und dem Kind gemeinsam Beziehungsarbeit und Erziehungsberatung durchzuführen. Manchmal hilft es auch sehr, dem Kind Hilfe durch eine externe Bezugsperson wie einem Coach oder Lerntrainer anzubieten. Hier können detaillierte Konzepte ausgearbeitet werden, die es dem Kind zum Beispiel ermöglichen, Hausaufgaben in Absprache mit Lehrer/-innen in der Schule zu bearbeiten.

Außerhalb dieser spezifischen Lösungsansätze hilft es oft ungemein, Zeit und Raum zur Entspannung anzubieten, auch dies kann die Fähigkeit zur Konzentration verbessern: Techniken wie mit der flachen Hand Stirn und Nacken zu berühren, die Thymusdrüse klopfen, Traumreisen oder Muskelentspannung nach Jacobsen sind empfehlenswert.

Und zu guter Letzt möchte ich dazu ermutigen, den Blick auf das Positive zu lenken. Ein Kind leistet beim Großwerden Unglaubliches, wächst immer und macht vieles toll. Mit dieser Perspektive ist es einfacher, auf das Kind zuzugehen und konkret zu fragen:

Wie siehst du das?

Was kann dir helfen?

Was brauchst du?

Welche Form der Unterstützung wünscht du dir?

Brauchst du überhaupt Unterstützung, oder ist dir alles zu viel?

Die Antwort wird vielleicht nicht so ausfallen wie gedacht, aber alle Beteiligten auf jeden Fall dem gewünschten Ziel näherbringen: entspannte, offene Eltern und neugierige, glückliche Kinder!

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Ich bin Silke Krämer.

Kinder- und Jugendcoach Professional, NLP Master und Coach, EMDR Traumatherapeutin und Gymnasiallehrerin

Ich helfe Familien, wenn es Schulstress gibt und daheim die Fetzen fliegen. Außerdem unterstützte ich Mütter und Väter dabei, sich den Herausforderungen des Familienlebens selbstbewusst zu stellen.

Als Trainerin für Reflexintegration helfe ich deinem Kind, damit ihm die Schule bei Konzentrations­schwächen, Lern- und motorischen Problemen leichter fällt.

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2 Kommentare

  1. Ileana Maria Mitis

    Sehr schöne Einsichten! Danke!

    Antworten
    • Silke Krämer

      Liebe Ileana,

      vielen Dank für die positive Rückmeldung.
      Es freut mich sehr, wenn dir mein Beitrag gefallen hat.

      Herzliche Grüße,
      Silke

      Antworten

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