Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.

Wie gehe ich mit schlechten Nachrichten um, die mich runter ziehen?

08-2020 | Jugendliche, Familie, Kinder, Kommunikation, Persönlichkeit

Wir werden täglich mit einer Flut von negativen Nachrichten konfrontiert. Die einen machen uns mehr betroffen, von anderen können wir uns leichter distanzieren. Dennoch ist es schwierig, sich davon nicht runter ziehen zu lassen. Ganz abgesehen von unseren persönlichen Sorgen, die gelegentlich noch hinzu kommen. Wie können wir besser mit negativen Nachrichten umgehen?

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Bild von Engin Akyurt

Die Welt ist schlecht, oder doch nicht?

Oftmals schäme ich mich dafür, dass ich einer Gattung angehöre, deren Vertreter Kinder missbrauchen, mit lebendigen hilflosen Igeln Fußball spielen, sich gegenseitig für Macht und Geld abknallen und ihren Lebensraum zerstören.

Wenn ich mir das bewusst mache, möchte ich eigentlich gar kein Mensch mehr sein.

Die Welt ist schlecht und ich fühle mich schlecht.

Beim Gedanken daran fühle ich auf meinen Schultern, wie mich das runter zieht.

Ein kurzer Sprung auf die Meta-Ebene:

Auch aus dem Außen können negative blockierende Glaubenssätze entstehen.

Hat jemand den Glaubenssatz verinnerlicht „die Welt ist schlecht, ich kann eh nichts dagegen tun“, wird er Dinge ganz anders angehen, als mit dem Glaubenssatz „die Welt ist verbesserungsfähig und ich kann meinen Teil dazu beitragen“.

Indem ich zu der Erkenntnis gekommen bin „die Welt ist schlecht“, habe ich meinen Fokus überwiegend auf die negativen Dinge gerichtet, die in der Welt passieren und die guten ausgeblendet.

Doch: Es gibt auch die andere Seite.

Sprung zurück!

Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist nicht alles schlecht:

Es gibt Menschen, die Großartiges leisten. Da gibt es Umweltaktivisten; Menschen, die sich für die Rechte von Frauen in den Ländern einsetzen, in denen Frauen kaum Rechte haben; Es gibt immer mehr Bauern, die ihren Betrieb in eine tierfreundliche Haltungsform ändern und es gibt Eltern, die ihren Kindern ein gutes Vorbild sind und ihnen Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft vermitteln.
Das macht mir Hoffnung.

Wir springen noch einmal auf die Meta-Ebene:

Jetzt habe ich meinen Fokus auf das Gute in der Welt gerichtet. Doch: Ich möchte kein ignoranter Mensch sein und alles, was mir nicht gefällt ausblenden. Das gehört doch dazu. Das muss ich doch wissen, denke ich.

Glaube nicht alles, was du denkst –

Sprung zurück!

Ganz ehrlich: Wie genau hat die Information, dass Männer mit einem Igel Fußball gespielt haben und er später an seinen schlimmen Verletzungen gestorben ist, dazu beigetragen, dass meine „nicht Ignoranz“ irgend etwas in der Welt verändert? Inwiefern ist dieses Wissen konstruktiv?

(Das Beispiel habe ich mir übrigens nicht ausgedacht, sondern es wurde vorgestern im Radio in den Nachrichten verlesen!).

Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, nachdem ich diese Nachricht gehört habe, denn ich habe mir vorgestellt, wie lange dieses arme hilflose Wesen gelitten haben muss, bevor es seinen Verletzungen erlegen ist.

Auch werde ich sehr traurig, wenn ich mir vorstelle, wieviele Kinder täglich in der Schule leiden, weil sie von anderen gehänselt oder ausgeschlossen werden.

Ebenso, wenn ich mir vorstelle, wie viele Kinder täglich Dinge über sich ergehen lassen müssen, die Erwachsene ihnen antun.

… ich könnte diese Liste wahrscheinlich ewig fortsetzen.

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Bild von Alexas-Fotos

Schlechte Nachrichten – ich treffe eine Entscheidung

Es ist schrecklich und während ich das schreibe spüre ich richtig, wie sich mein Bauch zusammen zieht und mein Herz schneller schlägt.

Es zieht mich richtig runter.

Um mich zu schützen, treffe ich eine Entscheidung!

Ich entscheide mich dazu, nicht alle schlechten Nachrichten wie ein Schwamm in mir aufzusaugen, sondern zu differenzieren.

Wie schaffe ich das?

Ich springe noch einmal auf Meta-Ebene:

Was nützt es dem toten Igel, dass irgend eine Frau – nämlich ich oder du oder Frau Müller – in Deutschland sich wegen seines Todes schlecht fühlt?

Was hilft es den gemobbten Kindern?

Was hilft es den mißbrauchten Kindern?

Nichts.

Ich taumle zwischen zwei Extremen …

Das eine Extrem:
Was kann ich tun, um nicht als gedankenlos konsumierendes Ego durch die Gegend zu laufen, weil ich mir alles schön rede?

Das andere Extrem:
Was kann ich tun, nicht als verhärmter Mensch zu enden, der die Welt als schlecht und bedrohlich wahr nimmt und dem es am Ende selbst schlecht dadurch geht?

Du ahnst es 🙂

Ich kann mir dir Schnittmenge raussuchen, die für mich gesund ist.

Konsumiere die Nachrichten, die für dich von Bedeutung sind und die du brauchst, um deinen Teil zu der Welt beitragen zu können, die du dir für dich und deine Kinder wünscht.

Deine 5-Punkte-Strategie zum Umgang mit schlechten Nachrichten

1. Um mit schlechten Nachrichten umgehen zu können, ist der erste Schritt, gar nicht so viele schlechte Nachrichten an dich ranzulassen.

2. Unterscheide, welche schlechten Nachrichten konstruktiv für dein Leben sind. Stelle dir die Frage, was du wissen musst, um dein Verhalten so anpassen zu können, dass du zufrieden mit dir bist.

3. Hörst du eine schlechte Nachricht, dann frage dich, ob dich persönlich diese Nachricht betrifft. Wenn die Antwort „nein“ lautet, dann schiebe diese Nachricht beiseite. Das kannst du konkret tun, indem du das Bild der schlechten Nachricht ganz klein machst und aus deinem Gesichtsfeld rausschiebst. Vielleicht kannst du dir auch vorstellen, wie es einen tiefen Abgrund hinunter stürzt und von einem rauschen Fluss davon getrieben wird, bis du es nicht mehr erkennen kannst.

4. Wenn du dir jetzt die Frage stellst: Was kann ich dennoch tun, um kein gleichgültiger Mensch zu werden? Dann rate ich dir, dir eine Sammlung der Werte zu erstellen, die du für wichtig hältst. Schreibe dir die Werte auf ein Blatt Papier, die dir wichtig sind. Das können zum Beispiel: Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Verständnis, Toleranz, Wertschätzung etc. sein.

5. „Be the change you wish to see in the world“ – Mahatma Gandhi

Raus aus der Ach-die-Welt-ist-so-schlecht-und-ich-bin-machtlos-Opfer-Rolle

Jetzt wird es fordernd und du musst dich aktiv aus deiner „ach-die-Welt-ist-so-schlecht-und-ich-bin-machtlos-Opfer-Rolle“ raus bewegen.

Überlege dir, wie du die von dir gewünschten Werte selbst in die Welt hinaus tragen kannst.

Ist dir Mitgefühl wichtig, könntest du dein Kaufverhalten beim Kauf von tierischen Produkten ändern. Du könntest genauso gut deinen Kindern Mitgefühl lehren, indem ihr immer wieder Perspektivenwechsel vornehmt und du die Frage stellst: „Wie fühlt sich der andere wohl gerade?“ – „Wie fühlt sich ein hilfloser Igel, der mit harten Tritten über den Boden gekickt wird?“ – „Wie fühlt sich eine hungrige Stadtaube, die ständig von Kindern in der Stadt gejagt wird?“ – „Wie fühlt sich wohl das Kind, über das alle anderen in der Klasse lachen?“

Du kannst deinem Kind ein gesundes Selbstwertgefühl vermitteln, indem du ihm Verantwortung überträgst und mit ihm über Dinge sprichst, die ihm das Gefühl geben, nicht ständig wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Begegne deinem Kind auf Augenhöhe. Sprich mit ihm darüber darüber, dass es erwachsene Menschen gibt, die von Kindern Dinge verlangen, die sie nicht möchten. Erkläre ihm, wie es sich wehren kann, dass es sich nicht schämen braucht, weil es keine Schuld hat und dass du immer ein offenes Ohr für dein Kind hast.

Mache deinem Kind bewusst, wie einzigartig unsere Erde ist. Schaffe ein Bewusstsein und dein Kind wird lernen, was Wertschätzung bedeutet. Sprich viel mit deinem Kind. Auch ein sieben oder acht Jähriges Kind darf begreifen lernen, dass es nicht nur Sonnenschein und Kinderlachen auf unserer Welt gibt. Andernfalls enthältst du ihm viele wichtige Lektionen im Leben vor.

Ist dir Ehrlichkeit wichtig, solltest auch du ehrlich sein. Kinder sind besonders feinfühlig und kommen Notlügen schnell auf die Schliche. Möchtest auch du später nicht mit Notlügen deiner Kinder konfrontiert werden, dann ändere noch heute dein Verhalten!

Wenn du das lebst, was du dir für diese Welt und deine Kinder wünscht, wirst du mit schlechten Nachrichten viel besser umgehen können: Denn du weißt, dass du den dir möglichen Beitrag leistest.

Du hast gelernt zwischen einer wichtigen schlechten Nachricht und einer unwichtigen schlechten Nachricht zu unterscheiden. Das ist die Voraussetzung dafür, um unwichtige Nachrichten ausfiltern zu können.

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Ich bin Silke Krämer.

Kinder- und Jugendcoach Professional, NLP Master und Coach, EMDR Traumatherapeutin und Gymnasiallehrerin

Ich helfe Familien, wenn es Schulstress gibt und daheim die Fetzen fliegen. Außerdem unterstützte ich Mütter und Väter dabei, sich den Herausforderungen des Familienlebens selbstbewusst zu stellen.

Als Trainerin für Reflexintegration helfe ich deinem Kind, damit ihm die Schule bei Konzentrations­schwächen, Lern- und motorischen Problemen leichter fällt.

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6 Kommentare

  1. H.Maiwald

    Habe persönlich Probleme mit schlechten Nachrichten, speziell im Hinblick auf schwere Erkrankungen bis zum Tod … vielleicht erlerne ich durch Sie, besser damit umzugehen. Ganz Liebe Grüße, H. Maiwald

    Antworten
    • Silke Krämer

      Liebe(r) H. Maiwald,
      negative Gefühle als Reaktion auf schlimme Nachrichten sind nichts Falsches. Sie sind völlig angemessen.
      Ein anderer ehrlicher und annehmender Umgang mit den Gefühlen bringt meiner Erfahrung nach immer Erleichterung.
      Ich wünsche mir und Ihnen, dass Sie diesen seit Absenden Ihres Kommentars inzwischen erfahren haben.
      Herzliche Grüße
      Silke

      Antworten
  2. Aaron

    Danke.
    Ich versuche es mir zu verinnerlichen.

    Antworten
  3. Angela Renner

    Das sind genau die Gedanken, die mich täglich umtreiben und mich schon einiges an Lebensfreude gekostet haben. Noch nie habe ich das so von einer anderen Person gehört oder gelesen. Die Liste mit den Werten finde ich eine sehr gute Idee. Durch diesen (sichtbaren) Fokus kann ich evt. noch besser in die Umsetzung kommen. Möge es eines Tages kein Leid mehr geben. Ein herzliches Danke für diesen Beitrag. Gerade der Schutz von Tieren und Kindern (inkl. Hospizkindern) sind meine persönlichen Herausforderungen, die ich mir auf die Fahne geschrieben habe. Seit 7 Jahren lebe ich immerhin schon vegan. Jetzt nutze ich mein Wissen als Juristin für die, die keine Lobby haben. Nicht einfach als Mensch mit extremer Empathie.. aber nur durch echtes Wirken und Vorbildsein für meine Kinder werde ich am Ende meines Lebens innere Ruhe finden und die Hoffnung nicht verlieren.

    Antworten
    • Silke Krämer

      Liebe Angela Rechner,
      traurig stimmt mich, dass Sie selbst Federn der Lebensfreude gelassen haben, wo Sie doch ein so empathischer und helfender Mensch sind und in ganz vielen Bereichen als Vorbild fungieren. Einen herzlichen Dank an Sie ganz unbekannter Weise dafür, dass Sie Gutes in die Welt tragen.
      Und gerade Menschen wie Sie, sollten besonders auf sich Acht geben. Da ist das Thema Grenzen ziehen sehr wichtig. Sich immer wieder von den (negativen) Energien (der anderen) zu trennen und bei sich zu bleiben.
      Vielleicht kann der Gedanke helfen, sich von der Vollkommenheit zu verabschieden, weil sie unerreichbar ist. Nichts ist vollkommen vollkommen. Manchmal ist es gut, wie es ist. Dann ist das Glas halb voll. Behalten Sie Ihre Ziele im Blick, aber lenken Sie Ihren Fokus auf das, was Sie bereits erreicht haben weg von dem, was „noch nicht“ erreicht wurde. Das stimmt fröhlicher.
      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Energie bei Ihrer Arbeit und dass Sie sich selbst nicht aus dem Blick verlieren.
      Herzliche Grüße
      Silke

      Antworten
  4. Martin

    Hallo Silke,
    danke für deinen Artikel, der mir sehr weiterhilft und den ich nicht vergessen werde. Mit 60 habe ich gerade begonnen, an meiner Lebensweisheit zu arbeiten. Als empfindsamer Mensch hatte ich mich eingeschlossen in einen dumpfen Kokon, und schlechte Nachrichten abprallen lassen. Wenn ich mich jetzt wieder öffne, brauche ich aber einen Weg, mit ihnen konstruktiv umzugehen. Da helfen mir deine Impulse.
    Liebe Grüße und alles Gute auf deinem Weg
    Martin

    Antworten

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