Lauras Weg vom schüchternen Mädchen zur selbstbewussten Mutter
Aus Schlüsselsituationen können sich Glaubenssätze entwickeln, die uns ein Leben lang in unseren Entscheidungen beeinflussen. Einmal eine oder keine Entscheidung zu treffen kann eine große Tragweite für die Beziehung zu unseren Kindern haben. Anhand von Lauras Weg wird dies deutlich.
Glaubenssätze entstehen in Schlüsselsituationen
Es war einmal ein kleines Mädchen. Es war in der ersten Grundschulklasse. Ihre Eltern waren getrennt.
Warum genau sich ihre Eltern getrennt hatten, das wusste sie nicht so genau – eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen, denn sie liebte beide Eltern. (Sie war noch in einem Alter, in dem man das, was die Eltern tun, nicht in Frage stellt, weil man sie vergöttert. Leider wollten die Eltern selbst ihr nur zu oft diesen Götterglauben austreiben, indem sie vor ihr schlecht über den anderen Elternteil redeten.)
Es war Weihnachten und den Heiligen Abend hatte sie mit ihrem Vater bei seiner Familie verbracht. Die Mutter des kleinen Mädchens verbrachte den heutigen Heiligen Abend alleine zu Hause.
Bei der Verabschiedung waren alle im Wohnzimmer und standen um den Esstisch herum, an dem ihre Großeltern noch saßen. Sie ging zu ihrer Oma hin, um sich von ihr und ihrem Opa zu verabschieden. Es waren die Eltern ihres Vaters. Da sagte ihre Oma zu ihr: „Ja Laura, kommst du dann morgen auch wieder mit her?“ Das Mädchen antwortete kleinlaut: „Nein, da bin ich bei meiner Mama.“ Daraufhin entgegnete die Oma: „Ooooh, da wird dein Papa aber traurig sein!“
Dieser Satz war wie ein Stich ins Herz des kleinen Mädchens, der sie so tief traf, dass die Erinnerung daran selbst als erwachsene Frau noch so präsent war, als wäre es vor einem Jahr passiert. (Laura ist inzwischen erwachsen.)
Für Laura war es in dem Moment so, als wäre sie für die Traurigkeit ihres Papas verantwortlich. Das machte ihr ein schlechtes Gewissen. Sie fühlte sich total zerrissen, denn egal, wie sie sich entschied – einer der beiden Menschen, die sie so sehr wie nichts anderes auf der Welt liebte, würde traurig sein. Nämlich immer der, bei dem sie gerade nicht war und „gegen“ den sie sich gerade entschieden hatte. Dabei konnte sie doch gar nichts dafür, dass sich ihre Eltern getrennt hatten und sie sich „entscheiden“ musste.
Diesem Dilemma sind alle Trennungskinder ausgesetzt. – Wie sie es wahrnehmen, hängt vom Verhalten der Eltern ab.
In diesem Moment fühlte sie sich sehr alleine und hilflos. Alle standen drumherum und keiner kam ihr zu Hilfe. Kein einziger sprach den verständnisvollen Satz aus, den sie sich so gewünscht hätte: „Es ist doch klar, dass die Laura auch einen Tag an Weihnachten bei ihrer Mama verbringt.“ Keiner. Nichts. Betretenes Schweigen.
Schließlich wussten alle, wie sehr ihr Papa unter der Trennung litt und wollten ihn nicht kränken.
Diese Situation brannte sich im Kopf des kleinen Mädchens ein. Sie lernte daraus: Egal, wie ich mich entscheide, ich kann es nie beiden recht machen. Ich werde immer einen meiner meist geliebten Menschen verletzen.
Und dann lernte sie noch etwas daraus: In Situationen, in denen du dich so richtig alleine und hilflos fühlst, bist du eh alleine und egal, wie viele Menschen um dich herum sind, die alle vorgeben, dich zu mögen: Es kommt keiner und hilft dir, weil keiner den Mut aufbringt, den Mund aufzumachen aus Angst, sich selbst in die Nesseln zu setzen.
Keiner wollte sich freiwillig in die gleiche Situation bringen, in die das Mädchen unfreiwillig geraten war: Ein Für und Wider.
Sagt man etwas, um dem einen ein besseres Gefühl zu machen, kränkt man mit ziemlicher Sicherheit den anderen damit. (Das ist ein Problem vieler Trennungskinder. Sie verschließen sich immer mehr und ziehen sich emotional zurück, weil sie niemanden haben, mit dem sie offen über ihre Situation sprechen können.)
Am Allermeisten hätte sich das Mädchen natürlich das Verständnis ihres Vaters gewünscht. Er hätte ihr schlechtes Gewissen entlasten können.
Laura wurde erwachsen und von Außenstehenden als „taffe selbstbewusste Frau“ wahrgenommen, die die Dinge selbst in die Hand nimmt.
Doch im Inneren steckte sie voller Selbstzweifel und fühlte sich oft alleine. In bestimmten Situationen brachen alte Muster auf und sie wurde von einer heftigen emotionalen Reaktion überrollt.
Daraufhin beschäftigte sie sich intensiv mit sich und durchlief verschiedene Arten der Persönlichkeitsentwicklung. Jetzt endlich verstand sie ihre Reaktionen besser und konnte an einer bewussten Veränderung arbeiten, um die alten Muster aufzulösen.
Durch die Situation aus ihrer Kindheit (die es in anderen Varianten ja mehrfach gab) hatten sich folgende Glaubenssätze in ihr verankert:
- Ich muss meine Probleme alleine lösen
- Wenn es drauf ankommt, hilft mir sowieso keiner
- Jeder ist sich selbst am nächsten (ihr Vater hatte es nicht geschafft, seine eigene Trauer über die Trennung angemessen zu verarbeiten. Deshalb verfiel er in eine Opferrolle und konnte seiner Tochter keine Stütze sein).
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Lauras Geschichte zeigt uns, wie wichtig es für Kinder ist, als Eltern fürsorglich und feinfühlig in Schlüssel-Situationen zu reagieren. In solchen Situationen werden Weichen gestellt. Weichen, die den weiteren Lebensweg bestimmen.
Kinder brauchen Verlässlichkeit und Unterstützung ihrer Eltern im richtigen Moment.
Dabei geht es nicht darum, Kindern alle schwierigen Situationen abzunehmen. Denn das sind die Situationen, in denen wir ihnen die Chance nehmen, ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln. Ein Drittklässler muss nicht mehr von Mama oder Papa in die Schule gebracht werden oder einem Siebtklässler das Händchen bei den Hausaufgaben gehalten werden!
Nein, Eltern müssen ihre eigenen Befindlichkeiten hinten anstellen und die Verantwortung für das Seelenheil ihrer Kinder übernehmen.
Eltern müssen erwachsen sein. Und das ist gar nicht immer so einfach!
Zum Wohle der Kinder ist es wichtig, das eigene Verhalten zu reflektieren statt nur Anforderungen und Erwartungen an die Kinder zu stellen.
Nur so kann liebevolle Erziehung gelingen!
Warum keine Entscheidung auch eine Entscheidung ist!
Verantwortung zu übernehmen bedeutet, eine Entscheidung in einem „entscheidenden Moment“ zu treffen.
Laura ist inzwischen selbst Mama und fand sich eines Abends in folgender Situation wieder:
Ihr 10 jähriger Sohn Lukas war bei Lauras Vater für mehrere Tage zu Besuch. Laura und ihr Sohn hatten sich zuvor länger nicht gesehen. Eines Abends fühlte Lukas sich nicht wohl und rief sie an. Er weinte am Telefon, sagte jedoch nicht direkt, dass er abgeholt werden wolle, weil auch er den Konflikt spürte: Sein Opa würde sicherlich gekränkt sein, wenn Lukas von ihm weg wollte. Es war schon recht spät und auch Laura wusste, dass ihr Vater es auf sich beziehen würde, wenn sie Lukas abholte.
Es war schon wieder eine Für-und-Wider Entscheidung, in die sie hineingeraten war. Egal, wie herum sie es drehte.
Doch Laura war die Situation von damals aus ihrer eigenen Kindheit noch mehr als präsent.
Nur, dass sie inzwischen in der Elternrolle war. Ihr war bewusst, dass ihr Sohn sich genau die Unterstützung von ihr wünschte, die sie sich damals auch von ihrem Vater gewünscht hätte.
Und sie wusste, dass egal, wie sie sich entschied, sie es wieder nicht allen recht machen konnte und die Enttäuschung von einem der beiden auf dem Spiel stand. Dieses Mal ging es um sie als Mutter, ihren Sohn und ihren Vater.
Doch eines wollte sie auf keinen Fall: Dass ihr Kind sich genauso alleine, hilflos und verlassen fühlen müsste, wie sie damals. Umringt von der ganzen Familie – und kein einziger brachte auch nur ein einziges verständnisvolles unterstützendes Wort über die Lippen – aus Rücksicht gegenüber Lauras Vater!
Sie wusste, dass die Konsequenzen sie und ihren Sohn betreffend sehr weitreichend sein könnten – nämlich genauso weitreichend, wie diese Situation damals für sie gewesen war.
Viele ihrer eigenen Glaubenssätze resultierten daraus. Sie spürte die Tragweite dieser Schlüsselsituation.
Gleichzeitig wollte sie ihren Vater nicht enttäuschen.
Dennoch: Sie wollte nicht, dass sich ihr Sohn so fühlen muss, wie sie damals. Also hatte sie keine andere Wahl. Wieder einmal musste sie sich „gegen“ ihren Papa entscheiden. Und wieder einmal würde derjenige „traurig“ sein…
Sie stieg ins Auto, fuhr eineinhalb Stunden durch den dunklen Regen, um ihren Sohn abzuholen. Als sie auf der Rückfahrt waren, legte ihr Sohn seine Hand auf ihre und sagte: „Danke, Mama, dass du mich abgeholt hast. Ich hatte kein Heimweh, sondern Mama-Weh.“
Bild von Klappe
Da wusste sie, dass sie richtig entschieden hatte und vor allem, dass es wichtig war, eine Entscheidung getroffen zu haben!
Denn:
Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung – und zwar die allerfeigste und möglicherweise die noch falschere (sofern es überhaupt einen Superlativ von „falsch“ gibt)!
Übrigens:
Lauras Vater war wirklich sehr gekränkt. Er hatte es so viele Jahre später leider immer noch nicht geschafft, sich von seinen eigenen einschränkenden Mustern zu befreien und hatte sich auch keine Hilfe gesucht. Er hing in der Opferrolle fest. Einer seiner großen Glaubenssätze lautet:
„Ich bin immer der Depp und mache alles falsch“. Deshalb bezieht er auch alles auf sich, anstatt erwachsen drüber stehen zu können.
Sowohl Lauras Geschichte als auch die ihres Vaters zeigen, wie sehr uns alte Muster (die sich als Glaubenssätze in uns eingebrannt haben) einschränken und blind machen können.
Kennst du deine blockierenden Glaubenssätze und hast du es geschafft, dich von ihnen zu lösen?
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Ich bin Silke Krämer.
Kinder- und Jugendcoach Professional, NLP Master und Coach, EMDR Traumatherapeutin und Gymnasiallehrerin
Ich helfe Familien, wenn es Schulstress gibt und daheim die Fetzen fliegen. Außerdem unterstützte ich Mütter und Väter dabei, sich den Herausforderungen des Familienlebens selbstbewusst zu stellen.
Als Trainerin für Reflexintegration helfe ich deinem Kind, damit ihm die Schule bei Konzentrationsschwächen, Lern- und motorischen Problemen leichter fällt.
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